Newsgroups

Newsgroups

Im Jahre 1979 wurden zwei mit dem Betriebssystem UNIX ausgestattete Computer an der Universität von North Carolina und der Duke-Universität (USA) miteinander verbunden. Sie kommunizierten über das nur unter UNIX nutzbare Unix-to-Unix-Copy-Protokoll (UUCP) und sendeten Daten über eine normale Telefonleitung.

Das Besondere : über diese beiden Computer wurden nicht nur elektronische Nachrichten (EMails) versendet, es konnten auch öffentliche Diskussionsforen benutzt werden. Dies kennzeichnet die Geburtsstunde des so genannten UseNet. Dabei steht "Use" nicht für das englische "benutzen", sondern entstammt ursprünglich dem Begriff "Unix User Network".

Dieses UseNet war und ist in bestimmte Gruppen unterteilt, die sich jeweils auf ein bestimmtes Themengebiet konzentrierten. Diese Gruppen werden Hierarchien genannt. So gibt es z.B. eigene Hierarchien für wissenschaftliche Themen (Kürzel "sci" von Science) oder für Computerthemen (Kürzel "comp").

Unterhalb dieser Hierarchien existieren die eigentlichen Newsgroups, die sich wiederum mit einem ganz bestimmten Thema befassen. So gibt es beispielsweise die englischsprachige "comp.os.unix", die sich nur mit dem Thema "Betriebssystem UNIX" befasst. Auch existiert ein deutschsprachiger Teil des UseNet, der unterhalb der Hierarchie "de" angesiedelt ist.
Interessante Newsgroups in diesem Hierarchienzweig sind unter anderem "de.comp.security.misc" für alle möglichen Themen rund um die Computersicherheit und "de.comp.security.virus", die sich vor allem mit allen Fragen zu auftretender Schadsoftware wie Würmer und Trojanischen Pferden befasst.

Im Grunde kann man sich das UseNet in puncto Funktion vorstellen wie ein Forum auf einer Webseite. Der Hauptunterschied ist jedoch, dass die Nachrichten nicht auf einem einzigen Computer gespeichert werden (meist dem, der auch die entsprechende Webseite vorhält), sondern dass es ein Netz von sogenannten Newsservern gibt, die kontinuierlich mit den aktuellen Nachrichten aktualisiert werden. Und den einmaligen Charakter des UseNet kann kein Webforum erreichen.
Das UseNet ist nicht nur einer der ältesten Teile des Internet, sondern kann zurecht als der aktivste und spannendste Teil angesehen werden. Nirgendwo sonst werden so viele Nachrichten ausgetauscht und Diskussionen geführt wie in den über 100.000 Newsgroups, die im UseNet existieren.

Schon recht früh gab es Bemühungen, die geschriebenen Artikel der Millionen Teilnehmer am UseNet zu archivieren. Das Ergebnis war der Anbieter "Dejanews.com". Nach dessen Konkurs übernahm der Suchmaschinenbetreiber Google den gesamten Datenbestand. Zusammen mit weiteren, von privaten Archiven übernommenen Artikeln kommt groups.google.com heute auf ein Verzeichnis mit über einer Milliarde geschriebener Beiträge.

Während früher jeder Internetanbieter, der etwas auf sich hielt, einen Zugang zum UseNet (oder gar einen eigenen Newsserver) betrieb, ist es heute leider die Regel, dass die meisten großen Internetanbieter heute keine Notwendigkeit mehr dafür sehen. Stattdessen wird gern Google Groups als Ersatz genannt, der es jedoch niemals sein kann. Denn wer einmal mit einem echten Newsreader das wirkliche UseNet gesehen hat, wird es nicht mehr missen wollen.

Was ist nun wieder ein Newsreader? Um an der Kommunikation im UseNet teilzunehmen, benötigt man eine spezielle Software, den Newsreader. Dies ist ein Programm, welches eine Verbindung zu einem speziellen Computer, dem Newsserver, aufbaut und von dort die Nachrichten einer Newsgroup herunterlädt, für die man sich angemeldet hat. Man spricht hierbei von "eine Newsgroup abonnieren".
Auch das Microsoft-Programm Outlook Express besass (wie die meisten EMailprogramme) Funktionalitäten, um am UseNet teilzunehmen. Da sich Microsoft jedoch in diesem Punkt über seit langer Zeit bestehende Standards hinwegsetzt, wird der Einsatz von Outlook Express nur sehr ungern von den anderen Teilnehmern gesehen. Besser ist die Benutzung eines echten Newsreader-Programms.

Außerdem benötigt man Zugang zu dem schon erwähnten Newsserver. Weltweit existieren wahrscheinlich bis zu 100.000 dieser Newsserver. Viele davon können kostenlos genutzt werden, wobei man allerdings oftmals nur ein Leserecht hat, sich also nur Nachrichten herunterladen und lesen, aber keine Narichten veröffentlichen kann.
Veröffentlichen Sie dann eine Nachricht, wird diese über ein spezielles Protokoll, das News Network Transfer Protocol (NNTP), auf alle Newsserver der Welt weitergeleitet, welche die entsprechende Newsgroup im Angebot haben.

Einen (kostenpflichtigen) Zugang zum UseNet stellt die Freie Universität Berlin zur Verfügung. Hier können sich Benutzer für einen Zeitraum von 14 Tagen einen kostenlosen Zugang registrieren. Später werden für die Nutzung 10 EUR im Jahr fällig, was für einen Zugang heute recht günstig ist.

Wenn Sie einmal ein wenig Zeit zur Verfügung haben, sollten Sie sich durchaus etwas eingehender mit den Newsgroups befassen. Zu Beginn sollten Sie einfach ein wenig in den Gruppen mitlesen, die Sie persönlich interessieren. Nach einiger Zeit, wenn Sie die Gepflogenheiten und die Umgangsformen im UseNet ("Netiquette") verinnerlicht haben, können Sie selbst mit dem Verfassen von Beiträgen beginnen.

Wieso können Newsgroups aber nun zu einer Gefahr für den eigenen Computer werden?

Die "normalen" Gruppen stellen keine besondere Gefahr für Ihren PC dar, da über das UseNet Textnachrichten ausgetauscht werden. Es gibt allerdings Gruppen, in denen im Anhang einer Nachricht auch Dateien mitgesendet werden können, die so genannten "Binaries"-Gruppen. Das Wort "Binaries" (sprich "Bainariehs") entstammt dem Englischen und weist darauf hin, dass in diesen Newsgroups Binärdaten, also (unter anderem) Programme, Filme und Bilder zu finden sind. Und nicht selten hatten die Ausbrüche von Viren und Würmern im UseNet ihren Anfang.

In den Binaries-Gruppen werden vor allem Bild- und Videodaten mit meist pornographischen Inhalten verteilt, manchmal jedoch auch ausführbare Dateien. Und nicht selten nutzen die Entwickler von Schadsoftware Newsgroups zur Verteilung ihrer Werke.

Generell können wir Ihnen nur dringend empfehlen, keine Binaries-Newsgroups zu nutzen. Viele Internet-Anbieter geben auch teils wegen der potentiellen Gefahren keine derartigen Gruppen frei, so dass Sie meist nur die üblichen Newsgroups nutzen können.