Gibt es wirklich kaum Software für Linux?

Gibt es wirklich kaum Software für Linux?

Ein sehr beliebtes Argument der eingefleischten Linux-Gegner ist der Mangel an Software für Linux. Leider wissen auch wir nicht, woher dieses Argument stammt.
Möglicherweise beruht es auf der Tatsache, dass die überwiegende Zahl der für Linux erhältlichen Programme nicht in bunten Packungen im Laden steht, sondern ausschließlich über das Internet bzw. über die Distributions-CDs zu bekommen ist.
Im Folgenden möchten wir Ihnen eine kleine Auswahl von Softwareprodukten für Linux in Kürze vorstellen. Wo es möglich ist, haben wir die entsprechenden Produkte direkt mit den Webseiten der passenden Hersteller verknüpft, damit Sie sofort weitere Informationen über eine Software finden können. Beachten Sie jedoch bitte, dass die meisten Webseiten aufgrund der internationalen Zielgruppe in englischer Sprache gehalten sind.

Benutzeroberflächen

Das Logo von "KDE"
Unter Windows haben Sie genau eine Benutzeroberfläche. Nun gut, Sie können das Aussehen dieser Oberfläche beliebig variieren, aber es ist und bleibt technisch die selbe Oberfläche. Diese Systemkomponente nennt man übrigens auch Fenstermanager. Die Fenstermanager sorgen dafür, dass die Fenster bequem in ihrer Erscheinungsform geändert werden können, beispielsweise in der Größe, der Form, minimiert oder maximiert. Außerdem sorgen sie auch für das Aussehen der Fenster.

Unter Linux bietet sich hier eine gewisse Vielfalt. Nicht nur, dass Sie unterschiedliche Fenstermanager nutzen können, Sie können diese auch beliebig anpassen. Dabei verfolgen die unterschiedlichen Fenstermanager jedoch auch unterschiedliche Philosophien.

Der bekannteste Fenstermanager in aktuellen Linux-Systemen ist zweifellos KDE. Dieser Fenstermanager möchte dem Anwender so viele Einstellungsmöglichkeiten bieten wie nur möglich. Beinahe alles ist über KDE mit der Maus einstellbar. Dies führte jedoch in der Vergangenheit zu einem sehr komplexen und schwerfälligen System. Mittlerweile ist auch KDE ein schneller Fenstermanager.

Einige Linux-Distributionen benutzen stattdessen Gnome als Fenstermanager, so zum Beispiel auch die Ubuntu-Distribution. Gnome geht einen anderen Weg und bringt nur das auf den Bildschirm, was wirklich notwendig ist. Dies führt teilweise aber auch zum Umstand, dass wichtige Elemente fehlen, die durchaus notwendig wären. Für Einsteiger ist Gnome jedoch die bessere Wahl.

Wer hingegen einen etwas älteren Computer sein Eigen nennt oder schlanke und schnelle Programme mag, wird sich schnell mit Xfce anfreunden. Dieses relativ junge Projekt entwickelt einen ressourcenschonenden Fenstermanager, der durchaus einen Blick wert ist.

Der Vollständigkeit halber muß erwähnt werden, dass die drei genannten Komponenten mehr sind als bloße Fenstermanager. Es handelt sich um so genannte "Desktop Environments", also "Desktop Umgebungen", die neben dem reinen Fenstermanager auch Komponenten mitbringen, die man zur täglich Arbeit benötigt, wie beispielsweise (mindestens) einen Editor, einen Dateimanager, Multimedia-Programme und mehr.

Office-Programme

OpenOffice Logo
Unter Windows ist Microsoft Office momentan das Maß aller Dinge. Jedoch versuchen auch hier komplette Office-Pakete und einzelne spezialisierte Anwendungen dem "Platzhirsch" Konkurrenz zu machen.

Unter Linux können Sie - mit Hilfe des "Windows-Linux-Dolmetschers" Wine - ein MS Office durchaus benutzen. Allerdings haben Sie natürlich auch hier die Wahl. Beispielsweise können Sie direkt die Linux-Version von OpenOffice verwenden. Dieses Office-Paket wird unter der Federführung von Oracle (früher SUN Microsystems) von Programmierern aus der ganzen Welt weiterentwickelt.

Zusammen mit dem KDE Fenstermanager wird ebenfalls ein Office-Paket ausgeliefert, welche sich KOffice nennt. In diesem Paket finden sich einige Anwendungen, die man in anderen Office-Paketen vergeblich sucht, beispielsweise ein Zeichenprogramm für Vektorgrafiken und eine Software zur Erstellung von Flußdiagrammen.

Daneben gibt es auch einzelne, spezialisierte Anwendungen wie etwa die Textverarbeitung AbiWord. Dieses Programm wird auch in einer Version für Windows angeboten und kann für kleine und mittlere Dokumente durchaus als Word-Ersatz gelten.

Bildbearbeitung

Das GIMP-Maskottchen
Unangefochtener Spitzenreiter unter den Bildbearbeitungsprogrammen unter Windows ist Adobe Photoshop. Und leider konnte sich Adobe bislang nicht dazu durchringen, eine Linux-Version seiner Software zu entwickeln.
Eine Alternative könnte The Gimp sein, obwohl dieses Programm noch nicht alle Fähigkeiten des Windows-Konkurrenten bieten kann. So unterstützt Gimp keine Ebenensätze (wohl aber Ebenen als solche), unterstützt CMYK-Farben nur experimentell und hat auch keine Funktion, die den Ebenenstilen in Photoshop gleicht. Da auch noch weitere häufig unter Photoshop eingesetzte Funktionen in Gimp fehlen, kann dieses freie Programm für Profis noch keine echte Alternative darstellen.

Multimedia : Audio-Spieler

Amarok Logo
Ein erstklassiger Audio-Spieler unter Linux ist Xmms. Das Programm arbeitet ähnlich wie Winamp unter Windows und lässt sich ebenso mit den sogenannten Skins im Aussehen verändern. Subjektiv betrachtet besitzt Xmms sogar durchaus die bessere Klangqualität gegenüber seiner Windows-Konkurrenz. Durch Einbinden entsprechender Erweiterungen kann Xmms ebenfalls zum Abspielen von Videoaufnahmen verwendet werden.
Ein weiterer bekannter Audio-Spieler unter Linux ist Amarok. Dieser Audio-Spieler kann nicht nur (selbstverständlich) Musiklisten verwalten, er kann ebenso Zusatzinformationen über ein Stück aus dem Internet nachladen.
Bei Amarok handelt es sich um ein sehr mächtiges Programm, welches durch seine teilweise gewöhnungsbedürftige Bedienung auch schon einmal verwirren kann.

Multimedia : Video-Spieler

Einer der besten Video-Spieler unter Linux ist zweifellos Xine. Dieses Programm unterstützt von Hause aus nicht nur die Standard-Windows-Formate AVI und WMV, sondern darüber hinaus noch eine ganze Reihe weiterer bekannter und unbekannter Videoformate.
Ganz nebenbei eignet sich Xine auch zur Wiedergabe von Video-CDs oder DVDs. Xine selbst stellt auch eine eigene grafische Oberfläche bereit. Allerdings ist hier zu beachten, dass diese beispielsweise unter Ubuntu-Linux standardmäßig nicht installiert wird. Um dies zu beheben, muß einfach das Paket "xine-ui" nachinstalliert werden.

Xine wird jedoch auch in andere Programme eingebunden, so etwa in den KDE-eigenen Videospieler Kaffeine.

Für die Fans der Kommandozeile gibt es unter Linux das Programm MPlayer, obwohl dieses Programm mittlerweile ebenfalls über eine grafische Oberfläche verfügt.

Xine und MPlayer sollte man eigentlich immer auf dem System installiert haben, da eines der beiden Programme ein Video in jedem Falle starten kann.

Browser

Mozilla Firefox Logo
Kaum eine Programmgruppe ist heute so wichtig wie die Fenster zum World Wide Web, die Webbrowser. Allein unter Windows ist der Anwender glücklicherweise schon länger nicht mehr nur auf den Internet Explorer angewiesen, gibt es doch bereits seit geraumer Zeit Mozilla und Co. Unter Linux ist die Auswahl ähnlich.

Normalerweise gehört zum Lieferumfang einer durchschnittlichen Distribution mindestens der Mozilla Firefox dazu. Ebenso häufig findet sich das Programmpaket Mozilla oder - seit seinem Erscheinen - der Nachfolger Seamonkey.
Ein auf der gleichen technologischen Basis wie der Firefox aufgebaute Browser ist Galeon, der jedoch aufgrund einiger Besonderheiten ein durchaus schnellerer Vertreter seiner Gattung ist.
KDE bringt hingegen seinen eigenen Browser Konqueror mit.
Googles Chrome ist ebenso für Linux zu haben wie auch der Ableger Chromium.

Übrigens : es gibt auch eine Möglichkeit Microsofts Internet Explorer unter Linux zu installieren und zu starten. Weitere Informationen dazu gibt unter IEs 4 Linux.

EMail

Mozilla Thunderbird Logo
Für die Kommunikation ist das EMailprogramm heute unverzichtbarer Bestandteil jedes Computersystems. Und während Sie unter Windows bis auf einige Ausnahmen auf kommerzielle Produkte zurückgreifen müssen, haben Sie unter Linux die "freie" Auswahl.

Selbstverständlich ist unter Linux auch der Mozilla Thunderbird vertreten. Neben diesem Programm bringt hier wiederum der Fenstermanager KDE eine eigene Anwendung mit dem Namen KMail mit, die eine durchaus brauchbare Alternative darstellt.
Wer es aufwändiger mag, dem kann nur zu Evolution geraten werden. Dieses Programm kann neben EMails auch mit einer Kalender- und einer Kontaktverwaltung aufwarten.

Spiele

Natürlich möchte man auf einem Computer auch einmal das ein oder andere Computerspiel spielen. Es versteht sich von selbst, dass es unter Linux auch Spiele gibt. Und dabei geht die Auswahl weit über Solitaire oder Minesweeper hinaus.

Allein eine Standardinstallation bringt meist schon eine ganze Reihe kleinerer Spiele mit, mit denen sich durchaus Stunden verbringen lassen. Wem die bereits installierten Spiele nicht genügen, findet im Internet umso mehr von ihnen. Dabei sollte sich für jedes Genre etwas passendes finden lassen. Allerdings darf man beim Großteil der Angebote nicht erwarten, grafiklastige Abenteuer vorzufinden, wie sie unter Windows ganz und gäbe sind.

Trotzdem sind auch namhafte Spieletitel für Linux erhältlich, so etwa die Aufbausimulation Civilization (von dem es einen freien "Nachbau" namens freeCiv gibt).
Auch diverse Simulationen und Ego-Shooter wie Doom III sind für Linux zu bekommen. Eine kleine Auswahl findet sich auf der Webseite von Martin Bretschneider.

Programmiersprachen

Sollten Sie Hobby-Programmierer sein oder vielleicht beruflich etwas damit zu tun haben, empfiehlt sich Linux als Entwicklungssystem (wenn Sie nicht gerade ausschließlich für Windows entwickeln). Schon bei der Installation einer Linux-Distribution können Sie zahlreiche Übersetzungsprogramme (Compiler) für die verschiedensten Programmiersprachen mitinstallieren.
In jedem Falle werden Sie jedoch den gcc, die "GNU Compiler Collection" auf Ihrem System finden, da dies eine der wichtigsten Komponenten in dieser Sparte ist. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Übersetzerprogrammen für die Programmiersprachen C, Objective-C, C++, Java, Fortran-95, Treelang und Ada.
Auf einem Linux-System finden sich jedoch im Normalfall auch Perl, Lisp, Tcl, Pascal und Smalltalk und viele mehr.

Unter Linux finden Sie für jede Programmiersprache mindestens ein Übersetzerprogramm. Beachten Sie jedoch, dass auch unter Linux nicht alle Sprachen kostenfrei erhältlich sind.
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